„Mecki“ macht traurige Schlagzeilen – auch hier

Die Medien sind in diesem Jahr voll mit Negativ-Schlagzeilen über unseren kleinen Gartennützling. Er hat es in diesem Jahr auf die rote Liste der bedrohten Tiere geschafft, nachdem er 2017 erstmalig auf der Vorwarnstufe aufgetaucht ist und dies als unser ältestes in unveränderter Form lebendes Säugetier nach 12 – 16 Mio. Jahren:

🦔 Unser Igel, der Braunbrustigel 🦔

Man nimmt es ja auch kaum wahr, ob der Gartennützling „Mecki“ dem eigenen Garten einen Besuch abstattet. Als nachtaktives Tier legt er erst ab der Dämmerung damit los, auf Achse zu sein, Nahrung zu suchen – vor allem nach seiner Hauptnahrungsquelle Insekten, doch die gibt es zu ca. 80 % nicht mehr.

Seit Monaten sind bundesweit die Igel-Pflegestellen über ihre Kapazitätsgrenzen hinweg überfüllt mit hilfsbedürftigen Meckis. So kämpfen auch Ehrenamtliche über ihre Belastungsgrenzen hinaus, um abgemagerte Alt-Igel (Soll-Gewicht über 900 g), untergewichtige Jung-Igel (Soll-Gewicht über 600 g), kranken, vergiftete und immer mehr verletzten Igeln zu helfen. Bei den Verletzungen spreche ich nicht von Bisswunden, die es auch gibt.

Es sind Igel mit verheerenden Schnittverletzungen am Kopf und Rumpf durch Mähroboter, abgetrennten Gliedmaßen durch Fadenschneider, gebrochenen Beinen oder Kopfverletzungen durch Mäuse-/Rattenfallen und überfahrene Igel, sollten sie es überhaupt überlebt haben. Selbst ohne Reifen Kontakt reicht die Druckwelle des Überfahrens aus, um den Igel lebensbedrohlich zu verletzen. Nicht auszudenken, was diese Tierchen erleiden müssen, NUR weil wir z.B. unseren Garten unbedacht und akribisch Aufräumen.

Schreckliche Bilder und ich habe lange überlegt, ob ich sie zeige, doch für uns sind es NUR Bilder. Für diese armen Geschöpfe sind es Schmerzen, Verlust von lebensnotwendigen Funktionen und der Chance auf Überleben – wegen uns!

Wir hören nicht ihre Schreie vor Schmerzen, sie suchen keine Hilfe, sie verstecken sich, um nicht leichte Beute für ihre Fressfeinde zu werden. Doch sie Entkommen meist nicht, denn angelockt durch die Verletzungen legen Fliegen ihre Eier in die Wunde und bereits 24 Std. später schlüpfen die Maden und beginnen, den Igel bei lebendigem Leid aufzufressen – unvorstellbares Leid.

So etwas passiert auch nicht irgendwo – es passiert im eigenen Garten und vor der eigenen Haustür.

Bildquellen:
Hintergrund: Vetline.de – Verletzte Igel beim Rasenschnitt / Oben links: NABU Aachen – immer mehr schwer verletzte Igel / Oben Mitte: Tier Refugium Wegberg e.V. – Schlimme Verletzungen bei Igel durch Rasentrimmer / Oben rechts: Vetline.de – Der Herbst ist Igelzeit / Unten Mitte: NABU Heidekreis – Achtung! Igel
… denn er fühlt wie Du den Schmerz“
/ Unten rechts: Wildtier- und Artenschutzstation

Als wir 2005 hier an den Ortsrand von Schweppenhausen gezogen sind, gab es noch viele Igel in unserem Viertel. Jahrelang konnte ich auf der Nachtsichtkamera das nächtliche Treiben beobachten, wenn sich die Igel an der Futterstelle getroffen haben, es kleine Rangeleien ums Futter gab, manch künftiger Igelpapa der Mama hinterher ist und als Ergebnis zur Freude, Mama mit ihren Kleinen kam. Der Fuchs geduldig wartete, bis der Igel die Futterschale freigegeben hat. Einfach drollige Szenen spielten sich ab, Nacht für Nacht.

Dieses kleine Teilhaben an dem Leben der Igel ist seit 2021 für mich vorbei, denn seither habe ich keine Igel mehr vor der Kamera gesehen und auch nicht mehr in der Dämmerung, wenn sie zum Futterplatz flitzen. Ich dachte immer, es betrifft NUR unser Grundstück. Alarmiert durch diese traurige Einstufung 2024 „Igel erstmals als potenziell gefährdet“ habe ich mit Anwohnern gesprochen, die jahrzehntelang hier bei uns ebenfalls Igel gefüttert und beobachtet haben.

Keiner von ihnen hat hier im Viertel Neuwieserweg – Renzenberg – Blauen Berg noch einen Igel gesehen.

Doch wie sieht es im übrigen Schweppenhausen aus?

Die Frage ist ernst gemeint und würde mich wirklich über Rückmeldungen freuen, gerne auch einfach über das Kommentarfeld.

Erhalten wir den Igel, so erhalten wir ein größeres Stück Natur! 

Wie?

Einfach durch „Nicht-machen“.

Einfach den Garten nicht bis in die letzte Ecke im Herbst aufräumen, das Laub kann in einer wilden Ecke gesammelt werden, denn so ein Laubhaufen bietet Unterschlupf für Igel, vielen Schmetterlingslarven, Raupen, Falter, Spinnen, Käfer, Molche, Salamander, etc. Stauden bis zum Frühjahr stehen lassen, denn in den Stängel nisten Insekten und der Blütensamen dient den Vögeln als Nahrung.

Nicht mit dem Fadenschneider unter Gebüsch und Hecken schneiden, denn dort suchen die Igel nicht nur in der warmen Jahreszeit tagsüber Schutz, hier überwintert auch so mancher Stachelpopo.

Generell, bevor “gerodet” wird, hilft einfach vorher nachschauen.

Bildquelle: Marco Verch

Nicht den Rasen ständig zu kurz schneiden, denn somit überlebt keine Blühpflanze, entwickelt sich kein Lebensraum für Insekten und demzufolge für Igel, denn selbst Moos ist ein kleines Biotop und nützlich. Und ganz wichtig: Im Dunklen auf den Einsatz des Mähroboters freiwillig verzichten, um nicht Tierleid zu riskieren.

Nicht (wenn überhaupt) leichtfertig Insektizide, Herbizide, Fungizide, Biozide, Kunstdünger und Schneckenkorn usw. in den Garten einbringen, denn damit bekämpfen wir nicht nur sogenannte unerwünschte „Schädlinge“ (es gibt keine Schädlinge, sie stören uns Menschen nur), sondern auch die, die in dieser Nahrungskette folgen. Frisst eine Maus Gift und wird selbst Opfer eines Fleischfressers, wie Fuchs, Dachs, Marder, Katze, Greifvogel oder auch Eichhörnchen, nimmt dieses Tier ebenfalls dieses Gift auf und es kann zu Gesundheitsschäden kommen.

Das kann nicht das sein, was wir wollen!

Seit vielen Jahren lassen wir bei uns im Garten teilweise Rasenflächen ab März stehen und es ist erstaunlich, was sich dort ansammelt an Blühpflanzen, Insekten und so manch anderes Getier und das nur durch Nicht-Tun. 

Hintergrundbild: Animalia – Gewohnheiten und Lebensstil

 

Nicht das Gartengrundstück unüberwindlich einzäunen, Durchgänge für Igel schaffen (mind. 10 x 10 cm), um ihnen ein wenig Lebensraum zurückzugeben, denn somit können sie von einem Garten in den nächsten wandern, auf der Suche nach Nahrung. Sie versuchen es nämlich und enden oft hilflos im Zaun, auch unentdeckt für uns, sollte ein Fressfeind die Nacht schneller gewesen sein.

Nur weil wir eine Gefahr nicht sehen, heißt es nicht, dass es keine gibt.

Und die Gefahren sind vielfältig, ob Gelbe Säcke, Müllbeutel, Netze, Schächte wie auch Pools, Teiche, Regentonnen in den sich ein Tier verfangen bzw. landen kann, schädlicher Müll wie Plastikbecher, Zigarettenstummeln, die in der Not gefressen werden usw. ……

Hintergrundbild: Wikimedia

Bildquelle: Fotocommunity.de

Dieses Foto wird oft als „niedlich“ beschrieben. Das Bild zeigt nachtaktive Wildtier, Alarm gibt schon, dass sie am Tag unterwegs sind und Mama steckt im Zaun fest.

UNSER BRAUNBRUSTIGEL BRAUCHT HILFE!

Wenn ein Igel am Tag umherstreift, so wie derzeit noch, gibt es nur 2 Gründe:

Entweder wurde er in seinem Schlafquartier gestört und ist auf der Suche nach einem Unterschlupf

oder

er braucht akut Hilfe, weil er untergewichtig ist (Alt-Igel mind. 900 g, Jung-Igel mind. 600 g), verletzt, krank oder am Straßenrand liegt und überrollt wurde.

BITTE einsammeln,

nicht wegsehen, er hat definitiv ein Problem und hat sonst keine Chance, denn selbst in so manch totgeglaubten Igel war noch ein Funke Lebenswillen drin. Bei Jungtieren unbedingt nachsehen, ob Geschwister oder die Mutter zu finden sind, denn manchmal findet man noch Tage drauf ein weiteres Geschwisterchen.

Daher, nicht wegsehen – helfen.

Gesichert, doch was nun? 

Den Igel erst einmal in einen Behälter mit ca. 40 cm hoher Wand, den Boden mit Zeitungspapier auslegen, ein schlaufenloses Handtuch (sie verheddern sich sonst) zum Kuscheln rein und falls sich das Igelchen kalt anfühlt, eine Wärmflasche oder PET mit warmen Wasser gefüllt, in einem Handtuch gewickelt, in die Box, damit er sich aufwärmen kann (weiteres siehe Checkliste Igelhilfe). Kein Futter, kein Wasser vorerst. Sobald der Bauch handwarm ist, kann Wasser und löffelweise ein wenig geeignetes Futter angeboten werden. Niemals Milch geben!

Nun ist das Igelchen erst einmal gut gesichert.

Jetzt ist es an der Zeit, umgehend Kontakt zu einer Pflegestelle aufzunehmen (siehe weiter unten), um weitere Schritte zu klären. Gerade in der ersten Notsituation kann z. B. die Entscheidung Futter anzubieten, dem Igel mehr Schaden als Nützen.

Bitte auch nur zu einem igelkundigen Tierarzt gehen, denn z.B. Spot on können den Igel töten, nur das Wissen nicht alle Tierärzte.

Hintergrundbild: Marco Ferch

Hier einige Webadressen als erste Anlaufstelle in der Nähe von Schweppenhausen:

Igel in Not – Waldalgesheim – Infoblätter abrufbar

📱 01573 71 72 024

Wildtierhilfe Rhein-Nahe e.V. – Infoblätter abrufbar

📱 0160 911 54 350

Tierschutzvereins Mainz und Umgebung e. V.

📞 06131 68 70 66

Wildtierpark Gonsenheim 📞 06131 47 76 38

Nachstehend eine weitere kleine Auswahl an überregionalen Hilfsorganisationen:

Pro Igel e.V.https://www.pro-igel.de/merkblaetter/

Igel-Notnetz e.V. bzw. Facebook Igel-Notnetz e.V. – 📞 0800 723 5750

Facebook: Igel – Notfälle – und Beratung um alles Drumherum

Facebook: Igelfreunde und die, die es werden wollen


Anfang 2026 wird es eine Webseite und App von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geben, und zwar
Wildtier-SOS„.
Hierüber werden alle Informationen über die Wildtiere abrufbar sein, sowie Erste-Hilfe Tipps, wildtierkundige Tierärzte und Pflegestellen für den Notfall.

Solange sich die Population der Insekten nicht erholt hat und der Igel wieder ausreichend Nahrung in unseren Gärten finden kann, wird er auf unsere Hilfe angewiesen sein, durch Zufütterung über das Jahr hinweg. Es sollte doch gemeinschaftlich zu verhindern sein, dass der Igel ausstirbt!

Bei Fragen einfach Kontakt aufnehmen.


Die Natur ist eine Herzenssache für mich und ich bin generell der Auffassung, das man die Natur nicht nur ausplündern darf, es muss was zurückgegeben werden.

Annette Prusensky

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